Friedensgebetsausstellung

Kommen Sie in die Nikolaikirche und erleben Sie in der Südkapelle die Dauerausstellung über die montäglichen Friedensgebete! Unter dem Motto „Gottesdienst im Alltag der Welt“ gibt es ein Abriss von den Anfängen 1982 in der DDR bis in die Gegenwart.

Die Friedensgebete finden bis heute jeden Montag 17 Uhr in der Nikolaikirche statt. 1989 hatten sie maßgeblich zur friedlichen Revolution beigetragen. Sie waren Ausgangspunkt für die friedlichen Demonstrationen gegen die Willkür des SED-Regimes. Noch immer werden bei den Friedensgebeten regelmäßig neben sozialen auch gesellschaftspolitische Themen in den Fokus gestellt.

Die Ausstellung thematisiert neben den zeitgeschichtlichen Ereignissen auch die geistlichen und theologischen Quellen dieses Gottesdienstes im Alltag der Welt. Texte, Bilder und Archivmaterialien geben eine Überblick über die Entstehung, den theologischen und politischen Hintergrund sowie die Bedeutung der Friedensgebete.

Hier finden Sie die Texte der Ausstellung zum Nachlesen

Gottesdienst im Alltag der Welt – Die Friedensgebete in der Nikolaikirche

Die Friedensgebete von St. Nikolai und die Friedliche Revolution 1989 sind untrennbar miteinander verknüpft. Schon die Namen beider verweisen auf das, was sie im Innersten verbindet. Doch wäre es zu kurz gegriffen, die Friedensgebete auf diesen einen, wenngleich dramatischen geschichtlichen Höhepunkt zu reduzieren.

O­ft verkannt und verraten, ist der Friede unter den Menschen, der Friede zwischen den Völkern schon immer ein zentrales Thema verschiedener Religionen und Konfessionen. In Konsequenz dessen verschafften sich im Bedrohungsszenario des Kalten Krieges der 1970er Jahre in den Kirchen Friedensinitiativen mehr und mehr Gehör. Das ungeheure atomare Wettrüsten zwischen Warschauer Pakt und NATO, von der Staatsführung der DDR propagierte Feindbilder sowie eine forcierte Militarisierung des Alltags bis in den Schulunterricht hinein riefen in der DDR-Bevölkerung Verunsicherung, zunehmend aber auch Unmut hervor.

In dieser Lage rief die Jugendarbeit der evangelischen Kirchen in beiden deutschen Staaten 1980 erstmals gemeinsam zu einer blockübergreifenden Friedensdekade auf. Zehn Tage mit täglichen Diskussionsforen, Aktionen und Friedensgebeten wurden im November 1981 in Leipzig wie auch andernorts zur Inspiration. Hieraus entstanden die Andachten, die seit 1982 Montag für Montag in St. Nikolai stattfinden. Von Beginn an zogen sie Christen wie auch Nichtchristen an, die unter den Problemen der DDR-Gesellschaft litten und sich um die Zukun­ft sorgten. Das Gebet um Frieden im weiter gefassten Sinne entwickelte sich so zu einem Treffpunkt kritischer junger Menschen.

Im theologischen Zentrum der Friedensgebete an der Nikolaikirche steht seit Beginn die Bergpredigt Jesu – und darin vor allem die Seligpreisungen (Matthäus 5, V. 3-10). Diese Ausstellung rückt die geistlichen und theologischen Quellen in den Mittelpunkt, aus denen die Friedensgebete seit Beginn schöpfen und aus denen sie sich immer wieder erneuern.

Das Gebet um Frieden und die Arbeit am Frieden sind nach der Friedlichen Revolution 1989 alles andere als erledigt. Hunger und bittere Armut, Unterdrückung, Gewalt, Krieg und Terror sowie Umweltzerstörung und Klimawandel machen deutlich, dass die Menschheitsaufgaben Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung heute aktueller denn je erscheinen.

Doch zeigen die Friedensgebete immer neu, welche Kra­ft, welche Hoffnung und welche Ermutigung zu verantwortlichem Handeln aus der Botschaft Jesu erwachsen.

Andacht in der Leipziger Michaeliskirche während der Friedensdekade 1984. (Bild: Nachlass Christian Führer, Leipzig)